#AKTUELLE AUSSTELLUNG
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EBENE 1, 2 und 3 | BESTANDSAUFNAHME. MALEREI AUS AUSTRALIEN
ne 1 | NINA RÖDER

Unter dem Titel „Bestandsaufnahme“ liegt der Fokus der Ausstellung auf Malerei aus den zentralen Wüstengebieten des australischen Kontinents. Die Werke sind tief in den kulturellen Erzählungen, Symbolen und Techniken der indigenen Gemeinschaften verwurzelt und tragen zugleich die individuelle Handschrift der Künstlerinnen und Künstler. Die gezeigten Malereien stehen für eine Form der visuellen Erzählung, die über Generationen weitergegeben wurde und eng mit der spirituellen Welt der indigenen Bevölkerung verbunden ist. Sie verdeutlichen, wie diese Kunst sich in einem Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne bewegt.


Künstlerische Ausdrucksformen waren wesentlicher Teil des traditionellen Lebens. Diese sind bis heute überliefert in Form von Felsbildern und Petroglyphen, waren aber zum großen Teil – als rituell geschaffene Bodenbilder, als Körperbemalung oder Tanzaufsätze – äußerst vergänglich. Da viele Traditionen heilig und geheim waren, blieben sie bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts den europäisch-amerikanischen Einwanderern weitgehend unbekannt. Bis heute ist den Künstlern die richtige – wahrhaftige – Umsetzung ihrer jeweils spezifischen Traditionen wichtiger als ästhetische Kriterien. Dies hindert sie aber nicht, mit unterschiedlichen bildnerischen Möglichkeiten zu experimentieren und neue Wege zu beschreiten. Beispielsweise werden neben Erdfarben und natürlichen Materialien heute ebenso Acrylfarben und Leinwände verwendet. Die internationale Beachtung ihrer Kunst zeigt, dass sie damit eine Kommunikationsform geschaffen haben, die ihrer Kultur und ihren Traditionen die Anerkennung sichert, die ihnen im kolonialen Australien so lange verwehrt wurde.

Überwiegend stellen die gezeigten Gemälde Geschichten und Traumzeit-Mythen dar und spiegeln die enge Verbindung mit der Natur und heiligen Orten wider. Die spezifische Gestalt des Landes – Bergzüge, Seen, Wasserlöcher oder Bäume – geht auf schöpferische Wesen zurück. Die schöpferische Kraft für die Jetztzeit kann und muss bis heute an diesen Orten aktiviert werden.

In Zentralaustralien gibt es mehrere bedeutende Kunstzentren. Sie spielen eine entscheidende Rolle in der Entwicklung der indigenen Malerei. Die Kooperative Papunya Tula Artists, gegründet Anfang der 1970er Jahren, gilt als Pionier der modernen Punktmalerei und hat die internationale Anerkennung indigener Kunst maßgeblich beeinflusst. Papunya und viele weitere Zentren bieten Künstlern eine Plattform, um ihre Werke zu präsentieren, und tragen zur Bewahrung und Weitergabe von Wissen und Traditionen bei, was für die kulturelle Identität von großer Bedeutung ist.