#RUNDGANG
Ebene 1 | NINA RÖDER
Nach dem Tod von Nina Röders Großeltern innerhalb eines Jahres galt es 2017, deren Haus zu räumen. Den Entscheidungsprozess, von welchen Gegenständen man sich trennt, welche als Erinnerungsstücke aufbewahrt werden, begleitet die Künstlerin mit ihrer Serie Wenn du gehen musst willst du doch auch bleiben. In ebenso bewegender wie humorvoller Weise fotografiert Nina Röder letztmals die Einrichtung des Hauses sowie persönliche Gegenstände: performativ in Szene gesetzt zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Cousine, die Kleider der Großmutter tragen.


Ebene 1 | MARIE ZBIKOWSKA


Woran erinnern wir uns, fragt Marie Zbikowska, wenn wir die Wahrnehmung von Räumen, von baulichen Gegebenheiten aus dem Gedächtnis abrufen? Der fragmentarische Charakter des Erinnerns spiegelt sich in ihrem Werkprozess, indem sie eine Essenz eines ursprünglich Geschauten zunächst nachbildend rekonstruiert und im nächsten Schritt das neu Gebaute zum fotografischen Gegenstand werden lässt. Das Versinken von Gedächtnisinhalten, das mit dem Speichern derselben verbunden ist, führt zur Auseinandersetzung mit dem Aspekt des Archivierens und dem thematischen Aufgreifen sogenannter Zeitkapseln, wie sie auch bei Grundsteinlegungen verwendet werden.

Ebene 2 | LOUISA CLEMENT

Gesichtslose Porträts. Atavare. Leere Körper. Die Protagonisten in den Fotografien von Louisa Clement sind künstliche Wesen, jeglicher Identität enthoben. Schaufensterpuppen dienen in den Arbeiten der Künstlerin als Stellvertreter für Menschen. Die Fotografien – auf den ersten Blick scheinbar visionär, fiktional – zeichnen ein irritierendes Bild unseres gegenwärtigen Lebens. Im anonymen Gegenüber oder im beziehungslosen Miteinander der Figuren lassen sie fragen, ob unsere Vorstellung des Humanitären dem Jetzt oder der Vergangenheit angehört.


Ebene 2 | SABRINA JUNG


Gesichtslose Porträts. Atavare. Leere Körper. Die Protagonisten in den Fotografien von Louisa Clement sind künstliche Wesen, jeglicher Identität enthoben. Schaufensterpuppen dienen in den Arbeiten der Künstlerin als Stellvertreter für Menschen. Die Fotografien – auf den ersten Blick scheinbar visionär, fiktional – zeichnen ein irritierendes Bild unseres gegenwärtigen Lebens. Im anonymen Gegenüber oder im beziehungslosen Miteinander der Figuren lassen sie fragen, ob unsere Vorstellung des Humanitären dem Jetzt oder der Vergangenheit angehört.

Ebene 2 | ISABELLE GRAEFF

Isabelle Graeff kehrt 2015 nach dem Tod ihres Vaters nach Großbritannien zurück, wo sie studiert hat. Von London aus nähert sie sich erneut dem Land an. Dabei entsteht die Fotoserie Exit: emotional geprägte, poetische Aufnahmen, welche die Verfasstheit einer Nation kurz vor der Entscheidung des Brexits wiedergeben. Als Langzeitprojekt schreibt sich ihre Serie My Mother and I seit fast zwanzig Jahren fort und zeichnet ein Bild von der Beziehung zwischen Mutter und Tochter.


Ebene 2 | ANDREA GRÜTZNER


Andrea Grützners Serie Erbgericht ist nach ihrem Entstehungsort benannt. Der Gasthof, der seit über 100 Jahren in der Heimatgemeinde ihrer Familie geführt wird, ist als Räumlichkeit mit vielfältigen Erinnerungen belegt. Doch „die gesetzte räumliche Struktur erzählt nicht von sich aus, es sind unsere Projektionen, die sie einfärben“, sagt die Künstlerin. Analoge Technik verwendend, überblendet sie ausgewählte Raumausschnitte mit farbigen Schatten. Sie überschreibt damit die geschaute Wirklichkeit des Ortes, zum Teil bis zu deren völliger Übersetzung in ein malerisch-grafisches Bild.

Ebene 2 | CHRISTIANE FESER

Die abstrakten, reliefhaften Foto-Objekte von Christiane Feser beruhen zunächst auf Elementen aus gefalteten Papieren, welche die Künstlerin herstellt, zu modularen Strukturen zusammenfügt und anschließend – mit Licht und Schatten den Bildraum auslotend – fotografiert. Der zweidimensionale Foto-Abzug des dreidimensionalen Gefüges wird durch Schneiden und Auffalten erneut plastisch bearbeitet. Dabei schreibt sich das fotografische Bild dem Objekt ein und lassen dessen Betrachtung zu einem Vexierspiel zwischen Fläche und Raum werden.

Ebene 3 | MÅRTEN LANGE

Mårten Lange – seit seiner Kindheit fasziniert von der vergangenen Welt der Dinosaurier – reist nach Mexiko, sucht den Chicxulub-Krater auf, wo der Asteroid einschlug, der das Leben der urzeitlichen Wesen beendete. Die Aufnahmen situativ wahrgenommener Tiere und Landschaften, die einem längst Vergangenen nachspüren, stehen kontrastreich der Werkgruppe The Mechanism gegenüber mit Bildern einer heutigen, urbanen Welt, die von einer unpersönlichen gesellschaftlichen Kälte gezeichnet ist.

Ebene 3 | MORGAINE SCHÄFER


Das Selbstporträt ist ein zentrales Thema in der Kunst von Morgaine Schäfer. Sie präsentiert sich in antiquiert erscheinenden Posen, die der ikonografischen Tradition des Sujets entstammen und sich dadurch geradezu anachronistisch zum „Posing“ digitaler Selfies in Bezug setzen. Eine wesentliche Bedeutung erhalten in ihrer Arbeit alte, gerahmte Dias von Schnappschüssen der Familie: Wie die dinglichen Attribute in der historischen Bildnismalerei erscheinen sie als Verweise auf die persönliche Identität.

Ebene 3 | JEWGENI ROPPEL

Jewgeni Roppel widmet sich in seiner Arbeit Mothar der Geschichte und Gegenwart Irlands. Auf seiner Reise durch das Land fragt er danach, welche Orte, welche Bauten, welche landschaftlichen Besonderheiten, welche Mythen und Zeugnisse aus historischer Zeit und welche Phänomene der Gegenwart dessen Identität prägen. An Aby Warburgs Bilderatlas Mnemosyne anknüpfend, erzählt er mit seinen Fotografien gleichermaßen exemplarisch wie assoziativ vom kulturellen Selbstverständnis des Landes.

