#RUNDGANG
Ebene 0, Ebene 1 und Ebene 2 | Enrico Bach
Enrico Bach stellt in der Hängung #19 neue Gemälde vor, die innerhalb des letzten Jahres entstanden sind. Rechteckige Farbfelder, die sich überlagern, bilden das Grundgerüst seiner Kompositionen. Sie überschneiden sich, staffeln sich hintereinander oder scheinen sich übereinander zu schieben, so dass die Illusion eines räumlichen, in seiner Tiefe jedoch nicht fassbaren Gefüges entsteht. Kanten von Flächen, die in einer gedachten unteren Schicht des Bildes liegen, setzen vor allem an den Bildrändern lineare Akzente. Durch Raum- und Lichtwerte des Kolorits verdichtet Enrico Bach die Komplexität seiner gemalten Bildräume. Farbverläufe, die den Eindruck von Schattenbildungen erzeugen, sowie Strukturen, die den Flächen eine scheinbar greifbare Materialität verleihen, lassen gegenständliche Aspekte in seine abstrakte Malerei einfließen.
Der Option unendlicher Variationen begegnet Enrico Bach mit bildnerisch-thematischen Fragestellungen, die in der Hängung #19 in Gemälden aus drei neuen Werkserien ablesbar sind. Bei den Arbeiten der Reihe RS geben große Rasterflächen das Thema vor. In Werken der Reihe HM setzt der Künstler metallisch glänzende Farben und typografische Elemente ein, während sich die Reihe PS durch stärker differenzierte, selbst bildhafte Strukturen charakterisieren lässt.
Ebene 0, Ebene 1 und Ebene 2 | Franziska Holstein
Die künstlerische Arbeit von Franziska Holstein ist in hohem Maße prozessorientiert. Die Gemälde auf Leinwand o.T. (M4, 2012) und o.T. (M2, 16) lassen im dicken Materialauftrag und im Relief der Oberfläche auf eine mehrfache Bearbeitung der kompositionellen Struktur schließen. Werke aus der Serie o.T. (45) entwickeln sich dagegen aus gleichermaßen künstlerischen wie handwerklichen Prozessen. Sie führen zu Platten aus Acrylfarbe, in denen der Bildträger Papier von beidseitig aufgetragenen Farbschichten umschlossen wird.
Das Prinzip des mehrfachen Be- und Überarbeitens erlaubt im Werk von Franziska Holstein Rückgriffe auf bestehende Arbeiten. die zum Fundus, zum Impulsgeber für neue Werke werden. Die Hängung #19 präsentiert aus dem Jahr 2014 eine siebenteilige Serie von Lithografien auf Papier sowie eine 19-teilige Serie von Handoffset-Drucken, die sich auf Teilungsverhältnisse oder formale Strukturen früherer Gemälde beziehen.
Die systematische Arbeitsweise von Franziska Holstein äußert sich nicht zuletzt in zwei neuen Arbeiten, die für die Hängung #19 entstanden sind. Die Wandarbeit o.T. (64) breitet sich in kombinatorischer Gesetzmäßigkeit in der Fläche aus, während die Künstlerin mit der Serie o.T. (FP 3D) erstmals eine dreidimensionale Arbeit vorstellt. Die Installation auf Ebene 2 im KUNSTWERK besteht aus rund sechzig Elementen einer 170-teiligen Serie, die auf einer in sechs Felder gegliederten Fläche und deren Auffaltungen basiert.
Ebene 3 | Ayan Farah
Ayan Farah definiert in einem Interview ihre Arbeit als malerische, auch wenn sie nicht der üblichen Vorstellung, was Malerei denn sei, entspreche. Grundlage oder Träger ihrer Bilder ist nicht die übliche, im Handel erhältliche Leinwand. Sie benutzt gefundene, oft historische Stoffe, die bereits ihre eigene (Lebens-) Geschichte in sich tragen. Teilweise unterstreichen Fragmente eingestickter Ornamente oder Schriftzüge eine personalisierte Qualität des Materials. Auch in der Wahl der Farbe geht sie einen eigenen Weg. Auf ihren Projektreisen sammelt sie Mineralien, Pflanzen und Erden, die durch den Ort, an dem sie aufgenommen wurden, mit einem spezifischen Charakter aufgeladen und dadurch ebenfalls mehr sind als ein allgemein erhältliches Pigment. Die Arbeit im Atelier gleicht einem chemischen Experiment, da auf die Aufnahmefähigkeit der Stoffe und die farbliche Reaktion gerade beim Zusammenführen verschiedener Substanzen nicht oder nur bedingt Einfluss genommen werden kann. Das trifft auch dann zu, wenn die Künstlerin die gefärbten Stoffe über längere Zeit dem Sonnenlicht aussetzt und sie dadurch wieder bleicht. In der Art des Einfärbens und des Zusammenfügens der Stoffelemente bezieht sich Ayan Farah auf afrikanische kunsthandwerkliche Traditionen, die sich letztlich in ihren Werken mit Elementen westlicher abstrakter Kunst verbinden.