Kategorie: Allgemein

Staufermedaille

Staufermedaille für Alison und Peter W. Klein

Kunststaatssekretärin Petra Olschowski: „Würdigung und Dank des Landes – Alison und Peter W. Klein haben mit ihrem vielfältigen Engagement das soziale und kulturelle Leben in Baden-Württemberg mitgeprägt.“

Alison und Peter W. Klein sind mit der Staufermedaille des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet worden. Kunststaatssekretärin Petra Olschowski überreichte die von Ministerpräsident Winfried Kretschmann zuerkannte Ehrung am 17. Juni im KUNSTWERK – Sammlung Alison und Peter W. Klein in Eberdingen-Nussdorf.

Olschowski würdigte die Geehrten als Ausnahmepersönlichkeiten, die mit ihrem vielfältigen Engagement das soziale und kulturelle Leben in Baden-Württemberg mitgeprägt hätten. „Es war und ist für Alison und Peter W. Klein immer eine Selbstverständlichkeit, sich weit über das gewöhnliche Maß hinaus für die Belange bedürftiger Menschen, für den Sport, für die Bildung, für interkulturelle Verständigung und für Kunst und Kultur zu engagieren – und dabei ganz bewusst für die Menschen vor ihrer Haustür, in der Region.“

Peter W. Klein und Alison Klein widmen sich seit dem Verkauf des Unternehmens Rectus, das als Anbieter von Kupplungssystemen weltweit etabliert ist, mit großem Engagement sozialen und kulturellen Belangen. Die Alison und Peter Klein Stiftung unterstützt seit 2008 Bildung, Sport, soziale und kulturelle Projekte in Nussdorf und der Region. Über die vielen Projekte hinaus fördert die Stiftung seit 2009 den mit 10.000 Euro dotierten Stiftungspreis für Fotokunst und setzt sich somit für Nachwuchskünstlerinnen und -künstler auf dem Gebiet der Fotografie ein.

„Die gesellschaftliche Verantwortung, die Alison und Peter W. Klein mit einer beeindruckenden Selbstverständlichkeit übernehmen, hat für das Land und seine Menschen eine hohe Bedeutung. Alle unterstützten Projekte in den unterschiedlichen Bereichen leisten einen wertvollen Beitrag zur gesellschaftlichen Integration“, betonte die Staatssekretärin. So setzte sich die Alison und Peter W. Klein Stiftung schon für Integration und die Förderung von Kindern mit Migrationshintergrund ein lange bevor die Zahl der Menschen größer wurde, die aus lebensverachtenden Bedingungen geflüchtet sind.

Nach 30 Jahren intensiver Sammlungstätigkeit des Ehepaars Klein ist die Privatsammlung auf aktuell rund 2000 Kunstwerke gewachsen. Neben regionalen Künstlerinnen und Künstlern umfasst die Sammlung internationale Positionen der Kunst seit den 1980er Jahren sowie Aboriginekunst und ist auf diesem Gebiet einzigartig in Europa.

Mit der Entscheidung des Ehepaars Klein, ein privates Museum zu finanzieren und ihre Sammlung darin öffentlich zu präsentieren, wurde das Museumsangebot in Baden-Württemberg in besonderem Maße bereichert. Kunst von Weltrang und Kunst von weit her ist im KUNSTWERK in Eberdingen-Nussdorf seit 2007 bei freiem Eintritt für die Öffentlichkeit zugängig.

„Das KUNSTWERK mit seinen Ausstellungen zur Gegenwartskunst ist ein Ort, an dem Übersetzungsprozesse zwischen dem Eigenen und dem Fremden stattfinden und an dem Menschen eine erweiterte Perspektive gewinnen können. Diese erweiterte, globale Perspektive brauchen wir heute in besonderem Maße. Gerade in einer multireligiösen und multiethischen Gesellschaft gewinnt das Museum Potenzial als Verhandlungsraum, in dem ein Spannungsverhältnis nicht bedrohlich sein muss, sondern bereichernd sein kann“, so Olschowski abschließend.

Mit der vom Ministerpräsidenten verliehenen Staufermedaille würdigt das Land Baden-Württemberg herausragende Verdienste, die insbesondere im sozialen, kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Bereich dem Wohl der Allgemeinheit dienen.

Pressemitteilung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst vom 17.06.2016
Zur Internetseite des Ministeriums

Hängung #7

Hochkarätige Fotokunst und die Stars der australischen Aboriginal Art präsentiert das Kunstwerk in einem faszinierenden Querschnitt durch die australische Kunstszene. Zeitgenössische Aboriginekunst stellt ein Sammelschwerpunkt von Alison und Peter W. Klein dar. Die getupften Acrylbilder aus unterschiedlichen Regionen und Kunstzentren Australiens wirken aufgrund ihrer abstrakten und reduzierten Formensprache sehr modern. Sie thematisieren primär mündlich überlieferte Mythen aus der sogenannten „Traumzeit“.

#7

Die Bilder entspringen einem spirituellen Kontext und sind sowohl in der zeitgenössischen Kunstproduktion als auch in einem ethnologischen Kontext zu verorten. Einen spannenden Kontrast zur Aboriginekunst stellen die ausdrucksstarken Fotoarbeiten der Biennale-Teilnehmer Rosemary Laing und Bill Henson dar. Sie gehören ebenso wie Tracey Moffatt zu den renommiertesten Künstlern Australiens und arbeiten ausschließlich mit inszenierter Fotografie. Zarte Schraffurmalerei auf Baumrinde aus dem nordaustralischen Arnhemland, bemalte Holzstelen und Objekte aus unterschiedlichen Materialien ergänzen das breite Spektrum der Ausstellung.

Hängung #11

Sammlung Klein - Kunstwerk - Haengung 11 - Konstruktives Widersprechen

Der Titel der elften Ausstellung im KUNSTWERK – Sammlung Klein wird beim ersten Hören oder Lesen irritieren. Vielleicht denkt man beim „Widersprechen“ zuerst an den Widerspruch als kategorisches „Nein“, das sich dem bisher Geäußerten entgegen stellt und keine weitere Debatte zulässt. Aber: Das Widersprechen kann auch eine Gegenrede sein, die einen fruchtbaren Dialog in Gang setzt. Im Hin und Her der Argumente klären sich die Dinge; im gegenseitigen Schlagabtausch geht man einer Sache auf den Grund.

#11

Schon allein beim Aussprechen des Ausstellungstitels Konstruktives Widersprechen legt sich eine gewisse Widerständigkeit in den Fluss der Sprache. Die im Titel aufgestellte Behauptung, ein Widersprechen könne konstruktiv – mit anderen Worten: produktiv, letztlich ergiebig – sein, mag beim ersten Lesen oder Hören irritieren und führt im Allgemeinen zu einem Stutzen, einem Innehalten, meist gefolgt von einem fragenden Blick. Die Reaktionen, die der Titel heute auslöst, haben auch am Anfang, im Zuge eines Arbeitsprojekts, den Impuls für das Ausstellungskonzept gegeben. Beim Erstellen von Dossiers zu jedem im Bestand vertretenen Künstler und jeder Künstlerin haben gerade solche Werke die Aufmerksamkeit auf sich gezogen, die in der Zusammenstellung der Abbildungen ein diskontinuierliches Erscheinungsbild ergeben und damit den gemeinhin wiedererkennbaren, kunsthistorisch unterstellten Köhärenzen zuwiderlaufen. Der Einwand, dass das Erkennen von Gegensätzlichem, Widersprüchlichem vielleicht nur dem ersten Blick und der Voraussetzung eines Denk- und Wahrnehmungsmusters geschuldet ist, führt zu der Frage, wie das doch augenscheinliche Widersprüchliche zu begründen ist. Sie hat schließlich die Entscheidung gefördert, diesen Aspekt in der Ausstellung zu thematisieren und die Aufmerksamkeit auf Entwicklungs- und Arbeitsprozesse zu lenken, in denen sich das Gegensätzliche des ersten Eindrucks zwar nicht auflöst, aber in der Betrachtung von künstlerischen Spannungsfeldern sinnfällig wird.

Die Werke, die im ersten Abschnitt der Ausstellung vorgestellt werden,widersetzen sich der Vorstellung stilistischer Kohärenz. Gleich am Anfang der Ausstellung spiegeln zwei Werke von Chris Succo unterschiedliche Ergebnisse der Auseinandersetzung des Künstlers mit den von ihm gewählten Materialien und Verfahren. Die Gemälde von Franziska Holstein im ersten Geschoss des KUNSTWERKs reflektieren ihre Entwicklung im Spannungsfeld von gegenständlich-figürlichem und konstruktiv-abstraktem Arbeiten. Wandinstallationen mit Fadenzeichnungen, kleinformatige Tuschearbeiten und Werke größeren Formats markieren im Erscheinungsbild divergierende Eckpunkte des zeichnerischen Erkundungsraums von Carolin Jörg.

Kunstwerk - Sammlung Klein - Nussdorf - Museum - Kunst - Art - Baden-Württemberg - Chris Succo - ohne Titel - 2010
Kunstwerk - Sammlung Klein - Nussdorf - Museum - Kunst - Art - Baden-Württemberg - Chris Succo - ohne Titel - 2008 - patinierte Bronze
Kunstwerk - Sammlung Klein - Nussdorf - Museum - Kunst - Art - Baden-Württemberg - Franziska Holstein - ohne Titel - Datsche - 2006 - Acryl auf Leinwand
Kunstwerk - Sammlung Klein - Nussdorf - Museum - Kunst - Art - Baden-Württemberg - Franziska Holstein - ohne Titel - (M4 - 12) - 2012 - Acryl und Öl auf Leinwand
Kunstwerk - Sammlung Klein - Nussdorf - Museum - Kunst - Art - Baden-Württemberg - Hermann Glöckner - ohne Titel - 1963/71 - Handdruck - Monotypie
Kunstwerk - Sammlung Klein - Nussdorf - Museum - Kunst - Art - Baden-Württemberg - Michael Morgner - Tod und Mensch - 1988 - Lavage mit Prägung
Kunstwerk - Sammlung Klein - Nussdorf - Museum - Kunst - Art - Baden-Württemberg - Max Uhlig - Kleines Bildnis J.P. - 1993 - Öl auf Leinwand
Kunstwerk - Sammlung Klein - Nussdorf - Museum - Kunst - Art - Baden-Württemberg - Ivan Chuikov - Fragmente Nr. 1, 1970, Tusche auf Papier
Kunstwerk - Sammlung Klein - Nussdorf - Museum - Kunst - Art - Baden-Württemberg

Tatsächlich als Gegenrede und sich dem politischen Rahmen künstlerischen Schaffens widersetzend, repräsentiert eine Reihe von Werken im zweiten Obergeschoss Positionen staatlich nicht konformer Kunst in der DDR und in der UdSSR. In der Ablehnung der von Partei und Staat vorgegebenen ideologischen und ästhetischen Richtlinien waren die Künstler in beiden Ländern von den offiziellen Wegen der Kunstförderung und Kunstvermittlung ausgeschlossen. Beispiele der nonkonformistischen Kunst in der DDR sind in der Ausstellung Gemälde von Michael Morgner, Hermann Glöckner und Max Uhlig, die in einer Reihe mit druckgrafischen Werken von Gerhard Altenbourg, Carlfriedrich Claus, Eberhard Göschel, Thomas Ranft, Dagmar Ranft-Schinke und Claus Weidensdorfer präsentiert werden. An der Wand gegenüber sind Werke wichtiger Vertreter der inoffiziellen Kunst in der UdSSR zu sehen. Die Arbeiten von Ivan Chuikov und Dimitrij Prigov verweisen dabei auf den „Moskauer Konzeptdualismus“. Leonid Sokov und Alexander Kosolapov gelten als wichtige Positionen der „Sos-Art“.

Im obersten Geschoss eröffnet der junge, in Mühlacker lebende Künstler Manuel Knapp  mit seiner Installation Spacebox No. 1 das dritte Kapitel der Ausstellung „Spannungsfelder – mit Fäden gespannt“. Mit schwarzen Fäden erzeugt er einen Raumkörper, der sich dem Lot des realen Raums widersetzt und die Wahrnehmung  der Betrachter in ein Spannungsfeld zwischen Räumlichkeit und Scheinräumlichkeit bringt. Verschiebt sich bereits bei Manuel Knapp das scheinbar Widersprüchliche auf das Verhältnis von objektiver Gegebenheit und subjektiver Wahrnehmung, führen die Werke der aus Japan stammenden und in Berlin lebenden Künstlerin Chiharu Shiota sowie die Fotografien von Jyrki Paratainen aus Finnland in eine innere Welt, in der widerstreitende Kräfte in existenzieller und emotionaler Weise wirken. Eingrenzung, Bindung und Gebundenheit sind die großen menschlichen Themen, die diese Werke anklingen lassen.

Kunstwerk - Sammlung Klein - Nussdorf - Museum - Kunst - Art - Baden-Württemberg - Manuel Knapp - Spacebox No. 1 - 2014 - Faden Nylon Nägel
Kunstwerk - Sammlung Klein - Nussdorf - Museum - Kunst - Art - Baden-Württemberg - Manuel Knapp - Spacebox No. 1 - 2014 - Faden Nylon Nägel - Detail
Kunstwerk - Sammlung Klein - Nussdorf - Museum - Kunst - Art - Baden-Württemberg - Chiharu Shiota - Installationshot

Hängung #14

Tupfen. Streifen. Bänder. Und immer wieder Kreise, die verschiedene Zentren im Bildganzen ausweisen. Organische Flächen und Linien, aber auch grafische Muster, in farbstarken Kontrasten oder in harmonischen Farbklängen gesetzt. Die Malerei der australischen Ureinwohner können wir zunächst nur mit abstrakten Begriffen beschreiben. Und dennoch ist ihre Kunst nicht gegenstandslos. Sie zeugt von einer alten Kultur, die bildnerische Chiffren für die Interpretation der realen Welt herausgebildet hat.

#14

Die Aborigines haben Australien vor mehr als 50.000 Jahren besiedelt und eine Vielzahl von Sprachgruppen herausgebildet. Alle lebten als Jäger und Sammler. Sie teilten die Grundzüge eines Weltbildes, das Mensch und Natur auf dieselben Ursprünge zurückführte, nämlich auf schöpferische Kräfte, die im Land selbst angelegt waren. Den Menschen oblag eine besondere Verantwortung für das Land, der sie durch Zeremonien und durch nachhaltiges Alltagshandeln nachkamen.

Künstlerische Ausdrucksformen waren wesentlicher Teil des traditionellen Lebens. Sie sind bis heute überliefert in Form von Felsbildern und Petroglyphen, waren aber zum großen Teil – als rituell geschaffene Bodenbilder, als Körperbemalung oder Tanzaufsätze – äußerst vergänglich. Da viele Traditionen heilig und geheim waren, blieben sie bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts den europäisch-amerikanischen Neueinwanderern weitgehend unbekannt.

Die Verwendung von Industriefarben und modernen, mobilen Malgründen geht auf das Jahr 1972 zurück, als rituelle Spezialisten in Papunya begannen, Teile ihrer besonderen Tradition in neue Bildformate umzusetzen, die wie mythische Karten angelegt sind. Grundthema war und ist das Land, dessen spezifische Gestalt – Bergzüge, Seen, Wasserlöcher oder Bäume – auf schöpferische Wesen zurückgeht. Deren Kraft muss und kann bis heute an diesen Orten für die Jetztzeit aktiviert werden. Den Künstlern ist die richtige – wahrhaftige – Umsetzung ihrer jeweils spezifischen Traditionen wichtiger als ästhetische Kriterien. Dies hindert sie aber nicht, mit unterschiedlichen bildnerischen Möglichkeiten zu experimentieren und neue Wege zu beschreiten.

#Rundgang

EBENE 1

Auf Ebene 1 sind Arbeiten versammelt, die in ihrer gestalterischen Ausprägung auf die Anfänge der Aborigine-Malerei in den 1970er Jahren verweisen. Das gilt für die fünf Bildwerke auf Holz von Ngipi Ward (Patjarr, Kayili Artists) und Kanta Kathleen Donnegan (Tjuntuntjara, Spinifex Art Projects). Die 2013 und 2014 entstandenen Arbeiten zeigen die schon in den 1970er Jahren angelegte Bandbreite zwischen umfassender „Dokumentation“ einer Region mit ihren heiligen Orten und dem Blick auf das lokal Spezifische und seine jahreszeitlich bedingten Veränderungen. Ngipi Wards Bilder beziehen sich auf den Salzsee Kuluntjarra und die sich wandelnde Vegetation der Gibsonwüste während Kanta Kathleen Donnegans Gemälde die Wege der Schöpferahnen um Kapi Piti Kutjara repräsentiert.

Ihnen gegenüber gestellt sind Werke von Malern aus unterschiedlichen Regionen. Sie widmen sich fast ausnahmslos dem großen Thema des tingari-Zyklus, der „allen Männern gehört“ und die Schöpfung des Landes wie auch vieler Kulturtraditionen beschreibt. Die Bildwerke können durch Linien, exakte Punktierung oder Strukturen des Farbauftrags landschaftliche Charaktere oder Bewegung vermitteln. So baut George Yapa Tjangala seine Arbeit über die Felslöcher einer geheimen tingari-Stätte in Tarkulgna aus rechteckigen Formen und mit zurückhaltender Palette auf. Farblich intensiver ist das 2008 entstandene Bildwerk von Patrick Tjungurrayi. In seiner Reise nach Myililli nutzt er eine fein abgestufte Palette von Gelb- und Orange-Tönen, kontrastiert mit Pink und hellem Blaugrau. Aus Punkten gestaltet er unregelmäßige Streifen, die er intern mit Rechtecken variiert. Joseph Jurra Tjapaltjarri vermittelt mit wenigen Farbnuancen und unterschiedlich gekurvten, fast krakeligen Linien den Reichtum an essbaren Knollen, der den tingari-Frauen an ihrem Rastplatz in Yunala zur Verfügung stand, indem er ihr Wurzelsystem verbildlicht. Eine fast serielle Anmutung gibt Ray James Tjangala seiner Darstellung von Lagerplätzen der tingari-Männer nördlich und westlich von Kintore, wo sie die Wurzeln der Buschbananen ausgruben, die hier häufig vorkommen.

EBENE 2

Kunstwerk - Sammlung Klein - Nussdorf - Museum - Kunst - Art - Baden-Württemberg - Aboriginal Art - Kunst der Aborigines - Silvia Ken - Seven Sisters - 2011 - tjukurrpa der Honigameise

Ein großer Teil der Arbeiten auf Ebene 2 wurde von Frauen gemalt. Oft beziehen sie sich auf weibliche Bild- und Ritualtraditionen, zu denen auch Vermehrungsriten gehören, greifen aber auch spezifische Formen der Körperbemalung auf oder referieren auf Tänze, die mit heiligen Orten verbunden sind.

Aus Amata, dem Art Center Tjala Arts, stammen die Bilder von Sylvia Ken und die Gemeinschaftsarbeit der Schwestern Yaritji Young, Tjungkara Ken, Freda Brady, Sandra Ken und Marinka Tunkin.

Das Gemälde von Silvia Ken hat die Geschichte der Sieben Schwestern zum Inhalt, die in vielen Frauentänzen dargestellt und mit dem Siebengestirn der Plejaden assoziiert wird. Die Gemeinschaftsarbeit thematisiert das tjukurrpa der Honigameise.

Die Arbeiten von Ngupulya Pumani und Tuppy Ngintja Goodwin, die beide in Myillili im Art Center Mimili Maku Arts tätig sind, beziehen sich auf das tjukurrpa eines für die nomadisch lebenden Aborigines wichtigen Nahrungsmittels: die Wichetty-Larve. Während Tuppy Goodwin auch die weitere Umgebung um den Zeremonialort Antara zeigt, nimmt Ngupulya Pumani die Frauen, deren Tänze die Vermehrung der Larven fördern, in ihre Gestaltung mit auf: dargestellt in Form von Halbkreisen, die dem Flirren der Tupfen unterlegt sind.

Neben zwei Gemälden der inzwischen legendären Emily Kame Kngwarreye aus Utopia zeigen vor allem die Bilder von Sally Gabori und May Moodoonuthi einen ganz eigenen Stil. Beide gehören zu einer Senioren-Malgruppe auf den Mornington-Islands im Norden Australiens. Sie kamen wie Emily Kame Kngwarreye erst in höherem Alter mit Leinwand und Farben in Berührung und sprengten unsere Vorstellung vom Charakter der Aborigine-Malerei. Sie arbeiten mit kräftigen Pinselstrichen und starken Farben: May Moodoonuthi in Bezug auf traditionelle Körpermalerei und Trauernarben, Sally Gabori in Erinnerung an die Insel ihrer Kindheit, die sie mit Farbschichtungen und großem Gestus in Malerei übersetzt.

Gegenüber den stark farbigen Gemälden setzt eine Reihe von Werken einen eigenen Akzent in der Ausstellung: Sie haben grafischen Charakter. Ihre Wirkung ist durch den Schwarz-Weiß-Kontrast geprägt. Sie sind wiederum von Männern gemalt und auf den tingari-Zyklus bezogen.

 Farblich ähnlich reduziert wirken einige Arbeiten auf der Ebene 2, die aus den im Norden von Westaustralien gelegenen Kimberleys kommen. Der verstorbene Rover Thomas und die noch aktiven Künstlerinnen und Künstler von Warmun mischen ihre Farben aus lokalem Ocker, Holzkohle und Pfeifenton selbst an. Die sonst häufig verwendeten Punkte sind in ihren Arbeiten nur sparsam zur Abgrenzung von Flächen eingesetzt. Auch ihr Thema ist das Land, seine Kraft, seine „Knochen“, oft verbunden mit persönlichen, emotionalen Erfahrungen oder mit historischen Ereignissen, die in den Werken mitschwingen, aber nur selten offengelegt werden.

Mit der Auswahl von Werken will die Ausstellung die Lebendigkeit in der Entwicklung der Aborigine-Malerei vor Augen führen. Die Künstlerinnen und Künstler begnügen sich nicht damit, lokal entstandene Maltraditionen lediglich zu reproduzieren. Mehr denn je stehen sie im Austausch miteinander und mit städtischen Zentren und sind gefordert, aus ihren Überlieferungen, ihrem Bild- und Hörgedächtnis und aus äußeren Anregungen je eigene Ausdrucksformen zu entwickeln.

Zur Ausstellung erschien ein Katalog Hängung #14 – NEUE BILDER Malerei der Aborigines mit einem Text der Kuratorin Dr. Ingrid Heermann, Stuttgart.

60 Seiten. 8,00 EUR.

Hängung #1

Die Eröffnungsausstellung des KUNSTWERKs stand ganz im Zeichen der Fotografie: Rund 100 Arbeiten verdeutlichten die Vielfalt des fotografischen Sammlungsbestandes und stellten den zeitgenössischen künstlerischen Umgang mit dem Medium Fotografie in all seinen Facetten vor. Die Vermischung von analogen und digitalen Techniken zog sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung und zeigte künstliche Bildwelten und Scheinwirklichkeiten auf.

#1

Gezeigt wurden u.a. Arbeiten von:
Bill Henson, Gerhard Richter, Shirin Neshat, Josephine Meckseper, Gregory Crewdson, Izima Kaoru, Rosemary Laing, Xenia Hausner, Ji Yeon Heo, Daniele Buetti, Miklos Gaál, Chi Peng

Hängung #2

In seiner zweiten Ausstellung HÄNGUNG # 2 – MALEREI präsentierte das Kunstwerk Gemälde aus der Sammlung Alison und Peter W. Klein. Neben zahlreichen deutschen Künstlern wie Sigmar Polke, Susanne Kühn oder Franziska Holstein waren auch zahlreiche Neuerwerbungen chinesischer und amerikanischer Künstler zu sehen. Den verspielten Arbeiten der Künstlerin Hammond wurde eine ganze Etage gewidmet.

#2

Dass die zeitgenössische Malerei sich seit einigen Jahren wieder vermehrt dem „Objekt Mensch“ zugewandt hat, zeigte die Ausstellung anhand aktueller Positionen der figürlicher Darstellung. Die vielschichtigen Beziehungen des modernen Menschen zu seiner Umgebung war ein zentrales Thema der Bilderschau. Keine Individuen, sondern abstrahierte Figuren und schatten­hafte Gestalten tauchten immer wieder in undefinierbaren Räumen auf.

Gezeigt wurden u.a. Arbeiten von:
Ola Billgren, Martin Damann, Franziska Holstein, Les Levine, Max Neumann, Martin Schnur, Dag Seemann, Eva Wagner

Hängung #3

Die zeitgenössische Kunst der australischen Ureinwohner ist ein kontinuierlicher Sammlungsschwerpunkt von Alison und Peter W. Klein. In ihren fast jährlichen Reisen nach Australien besuchen sie Galerien und Kunstzentren, um ihre Sammlung mit Dot-Paintings, Fotografien und Stelen zu ergänzen. So hat sich die Aborigines-Sammlung der Nussdorfer zu einer der umfangreichsten und qualitätsvollsten ihrer Art in Europa entwickelt.

#3

Die HÄNGUNG # 3 – DIE KUNST DER ABORIGINES präsentierte meist großformatige Gemälde, Fotografien und Objekte aus unterschiedlichen Regionen Australiens und zeigte die Entwicklungen der letzten Jahre dieser ganz besonderen Kunst auf.

Gezeigt wurden u.a. Arbeiten von:
Jack Britten, Emily Kame Kngwarreye, Rosemary Laing, Ada Bird Petyarre, Shane Pickett, Michael Riley, Judy Watson

Hängung #4

Die vierte Ausstellung im Nussdorfer KUNSTWERK präsentierte die neusten Erwerbungen der Sammler aus den Bereichen Malerei, Fotografie und Objekt. Ziel der Ausstellungen war es, einen repräsentativen Querschnitt durch die eigene Sammlung und gleichzeitig einen Querschnitt durch das zeitgenössische künstlerische Schaffen aufzuzeigen. Zu den erstmals präsentierten Arbeiten gehörten „Catherine“ von Alex Katz sowie das großformatige Objekt „Pegasits/ROCI USA“ aus der Serie „Wax Fire“ von Robert Rauschenberg.

#4

Innerhalb der HÄNGUNG # 4 war die auf zeitgenössische Aboriginal Art spezialisierte Freiburger Galerie ArtKelch im KUNSTWERK zu Gast. Sie zeigte in einer Verkaufsausstellung vom 11. Juli bis 16. August 2009 im Galeriegeschoss Werke von Künstlern aus Papunya, dem ältesten und bedeutendsten Zentrum für Aborigine- Kunst Australiens. Die Wanderausstellung stand unter der Schirmherrschaft des australischen Botschafters.

Gezeigt wurden Arbeiten u.a. von:
Liz Bachhuber, Gregory Crewdson, Juliane Eirich, Matt Haffner, Gottfried Helnwein, Axel Hütte, Sze Tsung Leong, Chris Mir, Julian Opie

Hängung #5

In einer sehr persönlichen Auswahl zeigten die Sammler in der Hängung #5 Werke und Künstler,die für sie in den letzten Jahren besondere Bedeutung erlangt haben. Nicht ein Gesamtbild der in Deutschland vertretenen künstlerischen Schulen oder Stile sollte aufgezeigt werden, sondern der Blick auf einzelne Positionen der vergangenen Jahre lenken werden. Abstrakte und figürliche Formensprachen wurden ebenso gegenüber gestellt wie politische Arbeiten und Landschaftsdarstellungen: die Ausstellung schrieb die vorangegangene Schau Querschnitt – Hängung #4 mit geografischer Klammer fort.

#5

Gezeigt wurden u.a.
Frank Ahlgrimm, Sonja Braas, HAP Grieshaber, Franziska Holstein, Kaeseberg, Anselm Kiefer, Ute Lindner, Brigitte Maria Mayer, Michael Morgner, Markus Oehlen, Sigmar Polke, Ulrike Rosenbach, Jochen Stenschke, Max Uhlig

Hängung #6

Papier übt auf Künstlerinnen und Künstler einen ganz besonderen Reiz aus: das empfindliche und zugleich sehr robuste Material bietet mit seinen unterschiedlichen Strukturen und Oberflächen eine schier unerschöpfliche Bandbreite an Ausdrucksmöglichkeiten. Blei- und Buntstift, Öl, Tusche oder Schreibmaschine entfalten auf handgeschöpftem Büttenpapier, Karton und Röntgenpapier eine ganz unmittelbare Wirkung – auch auf die Sammler Alison und Peter Klein: „Arbeiten auf Papier sind ehrlich. Denn ist ein Strich erstmal gesetzt, kann er nur schwer korrigiert werden“.

#6

Die Hängung #6 präsentiert Zeichnungen, Aquarelle, Collagen, Malerei und Holzschnitte. Darüber hinaus sind Arbeiten zu sehen, in denen Papier nicht als Farbträger fungiert, sondern Objektcharakter annimmt. So faltet der junge Künstler Simon Schubert grandios Interieurs und Porträts in weißes Papier und hat speziell für das KUNSTWERK eine Papierinstallation geschaffen: ein aus Papierbögen errichteter, begehbarer Raum.

An Künstlerinnen und Künstlern sind in der Hängung #6 u.a. vertreten:
Karl Bohrmann, Jane Hammond, Annemarie Hein, Katharina Hinsberg, Susanne Kühn, Gotthard Graubner, Thomas Müller, Max Neumann, Karin Sander, Brigitte Waldach.